Paul-Ehrlich-Institut

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Weltblutspendetag – aus einer Blutspende entstehen viele wichtige Arzneimittel

Blutspenden können Leben retten und sind unverzichtbar in der medizinischen Versorgung, zum Beispiel nach schweren Unfällen, bei größeren Operationen oder zur Behandlung bestimmter Erkrankungen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, prüft und bewertet die Sicherheit von Blut und Blutprodukten und informiert transparent über erforderliche Maßnahmen. Dazu gehören beispielsweise zusätzliche, dem jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnisstand angepasste Test- und Nachweisverfahren auf Krankheitserreger. Eine sorgfältige Auswahl der Spendewilligen durch Testung, ausführliche Befragung vor der Spende, zahlreiche Tests der Spende und gegebenenfalls Rückstellung sind wichtige Bausteine, um die Übertragung von Infektionskrankheiten durch Blutprodukte zu verhindern. Zum Weltblutspendetag, der jährlich am 14. Juni stattfindet, informiert das Paul-Ehrlich-Institut über die verschiedenen Blutprodukte, die aus den Blutspenden entstehen. Diese umfassen aus menschlichem Blut gewonnene Blutkomponenten zur Transfusion und aus humanem Plasma gewonnene Blutbestandteile, aus denen wichtige Arzneimittelprodukte wie zum Beispiel Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren, Albumine und Fibrinkleber gewonnen und aufbereitet werden können.

Weltblutspendetag

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Infografik Weltblutspendetag 2023 Aus einer Blutspende entstehen viele wichtige Arzneimittel Quelle: Paul-Ehrlich-Institut

Blutkomponenten zur Transfusion

Zur Transfusion, d. h. zur Übertragung auf eine Empfängerin bzw. einen Empfänger, werden aus menschlichem Blut gewonnene Blutkomponenten entsprechend aufbereitet. Während früher auch sogenanntes Vollblut transfundiert wurde, werden Blutspenden heute immer in die Blutbestandteile aufgetrennt, die dann direkt nach Bedarf transfundiert werden können. Transfundiert werden Konzentrate von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und therapeutisches Plasma. Dies erlaubt den gezielten und sparsamen Einsatz für eine effiziente Behandlung und unterstützt das sogenannte "Patient Blood Management", welches eine optimale Versorgung mit Blutkomponenten als Ziel hat.

Erythrozytenkonzentrate kommen zum Einsatz, wenn es beispielsweise bei einer Operation zu starkem Blutverlust kommt (akute Anämie) oder auch bei chronischen Anämien. Erythrozyten enthalten Hämoglobin, das für den Austausch und Transport von Sauerstoff in Lunge, Zellen und Gewebe verantwortlich ist. Bei der Gabe von Erythrozytenkonzentraten muss auf die Blutgruppenverträglichkeit geachtet werden und – von lebensbedrohlichen Notfällen abgesehen – muss vor der Anwendung eine serologische Verträglichkeitsprobe erfolgen.

Die Thrombozyten (Blutplättchen) sorgen dafür, dass bei einer Verletzung die Wände der Blutgefäße abgedichtet werden und tragen so mit dazu bei, dass die Blutung zum Stillstand kommt. Thrombozytenkonzentrate dienen der Therapie der Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) oder werden ebenfalls bei starkem Blutverlust eingesetzt.

Blutplasma ist der flüssige und zellfreie Anteil des menschlichen Blutes. Es kann als therapeutisches Plasma verwendet werden, wenn z. B. bei sehr starken Blutungen das Plasmavolumen aufgefüllt werden muss.

Aus Plasma gewonnene Blutprodukte

Blutplasma kann darüber hinaus auch als sogenanntes "Source Plasma" genutzt werden. Das Blutplasma enthält zahlreiche Proteine, die durch Fraktionierung aus dem Plasma gewonnen und zu Arzneimitteln verarbeitet werden können:

  • Immunglobulinpräparate werden bei Immunmangelkrankheiten eingesetzt. Sie enthalten meist eine Mischung mehrerer Immunglobulin-G (IgG)-Antikörper unterschiedlicher Spezifität (polyklonale Antikörper). IgG sind eine Unterklasse von Antikörpern, die den Großteil der im Blut zirkulierenden Antikörper ausmacht. Es gibt auch verschiedene spezifische Immunglobuline, z. B. Antikörper gegen das Tollwutvirus (Postexpositionsprophylaxe) oder IgG gegen das Hepatitis-B-Virus, das zur Vorbeugung der Hepatitis B bei Neugeborenen eingesetzt wird, deren Mütter mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert sind oder bei Menschen, die nach der Impfung keine Antikörper bilden.
  • Gerinnungsfaktoren sind die Proteinbestandteile des Blutes, die der Blutgerinnung dienen. Sie werden zum Beispiel Patienten mit Hämophilie (sogenannte Bluterkrankheit) verabreicht, um den durch die Erkrankung fehlenden Gerinnungsfaktor zu ersetzen.
  • Albumine dienen im Blut als Transportproteine und sind auch für den kolloidosmotischen Druck des Blutplasmas verantwortlich. Sie werden beispielsweise zur Stabilisierung des Kreislaufvolumens bei starken Blutungen eingesetzt oder auch bei Verbrennungen.
  • Gerinnungsinhibitoren (auch Anti-Koagulanzien) sind Proteine, die der Blutgerinnung entgegenwirken. Sie werden z. B. bei Thromboseneigung (Thrombophilie) eingesetzt.
  • Fibrinkleber (auch Gewebekleber) ist ein physiologischer Zweikomponentenkleber, dessen Bestandteile Fibrinogen und Thrombin aus Blutplasma gewonnen werden. Er kann zur Verklebung von Wundrändern supportiv zur chirurgischen Naht verwendet werden.

Sicherheit von Blut und Blutprodukten

Für die Regelungen zur Sicherheit von Blut und Blutprodukten ist in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut zuständig. Die Aktivitäten des Instituts rund um die Zulassung und Sicherheitsüberwachung der Blutprodukte sind umfangreich. Zu den Aufgaben gehören auch die Identifikation möglicher Risiken beim Auftreten neuer Infektionserreger für das Blutspendewesen und die Einführung verpflichtender risikominimierender Maßnahmen. Die regelmäßig erscheinenden Hämovigilanz-Berichte des Paul-Ehrlich-Instituts bieten Transparenz im Hinblick auf Meldungen und Maßnahmen zu Blutprodukten und deren Anwendung in Deutschland. Darin werden sämtliche Meldungen schwerwiegender Transfusionsreaktionen eines Jahres dokumentiert und den Meldungen aus den Vorjahren gegenübergestellt. So wird sichtbar, wie risikominimierende Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Blutkomponenten beitragen. Informationen zu Gewinnung, Herstellung, Import, Export und Verbrauch von Blut und Blutprodukten bieten die Berichte nach § 21 Transfusionsgesetz.

Aktualisiert: 14.06.2023