Welt-Hepatitis-Tag: Verbreitungsmechanismen der Hepatitis-Viren für neue Präventions- bzw. Therapieansätze nutzen
Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die durch die Hepatitis-Viren des Typs A, B, C, D oder E (HAV, HBV, HCV, HDV, HEV) verursacht wird. Die Lebererkrankung kann zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen, von denen einige tödlich sein können. Insbesondere HBV und HCV führen bei Hunderten von Millionen Menschen zu chronischen Erkrankungen und sind zusammen weltweit die häufigste Ursache für Leberzirrhose, Leberkrebs und Todesfälle im Zusammenhang mit Virushepatitis. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) leben weltweit 354 Millionen Menschen mit einer Hepatitis-B- oder -C-Infektion. In Europa stehen Impfstoffe zum Schutz vor Hepatitis A und B zur Verfügung. Das Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, nimmt vielfältige Aufgaben entlang der Entwicklung und Bereitstellung sicherer Blutprodukte sowie sicherer und wirksamer Impfstoffe zum Schutz vor Hepatitis-Infektionen wahr.
Wie verbreiten sich Hepatitis-Viren?
Quelle: Paul-Ehrlich-Institut
Impfstoffe gegen Hepatitis
Jährlich sterben etwa 1,1 Millionen Menschen weltweit an den Folgen einer Infektion mit HBV oder HCV. HAV führt nicht zu chronischen Verläufen und heilt meist vollständig aus. Zur Prophylaxe stehen in der EU sowohl monovalente (Einzelimpfstoffe) gegen Hepatitis A bzw. Hepatitis B, bivalente Kombinationsimpfstoffe gegen Hepatitis A und B und hexavalente Kombinationsimpfstoffe mit Hepatitis-B-Komponente für Kinder zur Verfügung. In der EU zugelassene Impfstoffe gegen HCV, HDV und HEV gibt es bisher nicht. Eine Impfung gegen HBV schützt jedoch auch gegen HDV. Das Paul-Ehrlich-Institut ist zuständig für Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit aller Impfstoffe.
Keine Übertragung von Hepatitis-Viren über Blut und Blutprodukte
Zu den Aufgaben des Paul-Ehrlich-Instituts gehört es auch, die Sicherheit von Blut- und Blutprodukten zu überprüfen und erforderliche Schutzmaßnahmen anzuordnen. So müssen Blutspenderinnen und -spender auf die Hepatitis-Viren A, B, C sowie seit 01.01.2020 auch auf das Hepatitis-E-Virus getestet werden, um eine Infektion zu erkennen und eine Übertragung durch Blutkomponenten zu verhindern. Der letzte Hämovigilanzbericht des Paul-Ehrlich-Instituts für das Jahr 2021 zeigt, dass es keine bestätigten Übertragungen mit Hepatitis-Viren gab.
Erkenntnisse zu Verbreitungsmechanismen als Präventions- bzw. Therapieansatz
Ein Ziel der Forschungsarbeiten zu HBV, HCV und HEV der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts ist es, Konzepte zur immuntherapeutischen Behandlung der HBV-Infektion an Tiermodellen zu erproben: Denn zwar gibt es sehr gute sichere und wirksame präventive HBV-Impfstoffe, bisher aber keine therapeutisch wirksamen Impfstoffe, die die Infektion chronisch-infizierter HBV-Patientinnen und -Patienten ausheilen können. Wie Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts herausgefunden haben, verwenden HBV, HCV und HEV Exosomen als Transportmittel. Exosomen sind winzige Bläschen (Vesikel), die von den Zellen freigesetzt werden und als Transportvehikel dienen, um Zellbestandteile, z. B. Nukleinsäuren oder Proteine, aus der Zelle zu schleusen. Auch über diesen Transportweg werden die Viren von infizierten Zellen abgegeben und können weitere Zellen infizieren. Aus dieser Entdeckung könnte sich ein immuntherapeutischer Ansatz zur Therapie ergeben.