Paul-Ehrlich-Institut

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Zur Bereitstellung und Optimierung unseres Webauftritts möchten wir gerne statistische Informationen vollständig anonymisiert erfassen und analysieren. Dürfen wir hierzu vorübergehend einen Statistik-Cookie setzen?

Sie können Ihre Einwilligung jederzeit in unserer Datenschutzerklärung widerrufen.

OK

Erstes Geneditierungsarzneimittel basierend auf der Genschere CRISPR/Cas erhält Zulassungsempfehlung

Der für die Bewertung von Gen- und Zelltherapien zuständige Ausschuss für neuartige Therapien (Committee for Advanced Therapies, CAT) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) hat die bedingte Zulassung des Arzneimittels Casgevy (Exagamglogene autotemcel) empfohlen. Die Empfehlung des Ausschusses für neuartige Therapien CAT wurde vom Ausschuss für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) bestätigt. Es handelt sich um das erste Arzneimittel, bei dessen Herstellung die Technologie der sogenannten Geneditierung in ausgewählten Körperzellen mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas verwendet wird. Die Zulassung soll für die Behandlung von transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie und schwerer Sichelzellkrankheit bei Patientinnen und Patienten ab zwölf Jahre gelten. Die EU-Kommission ist der CHMP-Empfehlung gefolgt und hat die bedingte Zulassung für Casgevy am 09.02.2024 erteilt.

Doppelhelix-DNA-Molekül mit modifizierten Genen (Quelle: nobeastsofierce/shutterstock)

Beta-Thalassämie und die Sichelzellenkrankheit sind zwei seltene Erbkrankheiten. Sie werden durch genetische Mutationen verursacht, die die Produktion oder Funktion des Hämoglobins beeinträchtigen. Das Protein Hämoglobin, auch als roter Blutfarbstoff bezeichnet, ermöglicht den Transport von Sauerstoff im Körper und ist bei den an den o. g. Krankheiten leidenden Personen funktionell gestört. Die neue Gentherapie kann Patientinnen und Patienten von der Last häufiger Bluttransfusionen und sogenannter vaso-okklusiver Krisen (Schmerzkrisen) befreien.

Arzneimittel basierend auf Genschere CRISPR/Cas

Das zur Zulassung empfohlene Arzneimittel ist ein zellbasiertes, individuell für jeden Patienten bzw. jede Patientin mittels CRISPR/Cas-Technologie hergestelltes Gentherapeutikum, bei dem die eigenen Blutstammzellen einer Patientin bzw. eines Patienten in Zellkultur in einer Herstellungsstätte genetisch modifiziert werden. Es handelt sich um eine personalisierte einmalige Behandlung, bei der die mittels CRISPR/Cas-Technologie funktionell korrigierten Stammzellen derselben Patientin bzw. demselben Patienten, der oder dem sie entnommen wurden, per Infusion und funktionell korrigiert zurückgegeben werden.

CRISPR steht für Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats (Regelmäßig verteilte kurze palindromische Wiederholungen). Beim CRISPR/Cas-Gen-Editing wird im o. g. Fall eine bestimmte DNA-Sequenz im Erbgut der Stammzellen verändert. Bei dem neuen Gentherapeutikum werden Blutstammzellen am BCL11A-Gen editiert, wodurch in den Stammzellen und von diesen Stammzellen im Körper entstehenden differenzierten Zellen die Produktion von fötalem Hämoglobin stattfinden kann, welches statt des fehlenden oder defekten adulten Hämoglobins gebildet wird.

Bedingte Zulassung und langfristige Nachbeobachtung

Die vom Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP bei der EMA-Geschäftsstelle gegebene Empfehlung zur bedingten Zulassung basiert auf den vorläufigen Ergebnissen zweier laufender klinischer Prüfungen unter Berücksichtigung des gesamten klinischen Entwicklungsprogramms des Gentherapeutikums. Der Ausschuss für neuartige Therapien CAT und der CHMP haben der Europäischen Kommission eine Zulassung mit Auflagen (Conditional Approval) vorgeschlagen, nach der der Zulassungsinhaber auch nach der Zulassung eine Reihe weiterer Bedingungen zu erfüllen und Maßnahmen zu ergreifen hat. Damit wird die Sicherheit und Wirksamkeit des Arzneimittels in einem größeren Patientenkollektiv geprüft. Die mit dem Arzneimittel behandelten Patientinnen und Patienten werden darüber hinaus 15 Jahre lang nachbeobachtet, um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit der Gentherapie zu überwachen.

Aktualisiert: 22.12.2023