Paul-Ehrlich-Institut

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Virusgrippe - Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Schutzimpfung!

10 / 1996

Nach den Erfahrungen der Grippewelle im vergangenen Winter raten das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut allen gefährdeten Personen dringend dazu, sich frühzeitig gegen die Virusgrippe impfen zu lassen. Der richtige Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung liegt im September und Oktober. Der Impfschutz beginnt frühestens nach einer Woche und ist erst nach zwei Wochen vollständig. Moderne Grippeimpfstoffe sind gut verträglich und nebenwirkungsarm. Die Sicherheit jeder Impfstoffcharge wird vom Paul-Ehrlich-Institut kontrolliert.

Die Grippeschutzimpfung des vergangenen Jahres schützt nicht sicher gegen die Influenzaviren, die im kommenden Winter erwartet werden. Das liegt daran, daß sich die Viren ständig verändern, so daß das Immunsystem auf die ›neuen‹ Grippeviren nicht vorbereitet ist. Deshalb müssen gefährdete Personen jedes Jahr mit dem jeweils aktuellen Impfstoff geimpft werden. Zur Zeit muß man davon ausgehen, daß weniger als die Hälfte derer, die zu den bekannten Risikogruppen gehören, sich tatsächlich impfen lassen.

Besonders gefährdet sind Menschen mit bestimmten Grundleiden. Dazu gehören:

  • Herzkrankheiten mit Neigung zur Insuffizienz
  • chronische Lungenkrankheiten wie Asthma, chronische Bronchitis und Zerstörung von Lungenbläschen (Emphysem)
  • chronische Nierenleiden
  • Diabetes mellitus und andere Stoffwechselkrankheiten
  • chronische Anämien (Mangel an roten Blutkörperchen)
  • angeborene und erworbene Immundefekte, Immunsuppression bei Organtransplantationen,
  • bestimmte Tumorleiden.

Die Grippe betrifft keineswegs nur Erwachsene: Ein besonders hohes Risiko haben auch Kinder mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis. Bei diesen Patienten kommt es im Falle einer Virusgrippe häufig zu Komplikationen im Krankheitsverlauf, etwa zu sekundären Lungenentzündungen, die auch tödlich verlaufen können.

Darüber hinaus wird die Grippeschutzimpfung für alle Personen über 60 Jahre empfohlen und für die, die im Beruf einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt sind oder diese Infektion auf andere übertragen können - medizinisches Personal, Feuerwehr, Polizei. Auch wer Kontakt zu größeren Gruppen von Menschen hat (etwa Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr), sollte zur Impfung gehen. Im übrigen kann sich selbstverständlich jeder gegen Influenza impfen lassen.

Die aktuelle Zusammensetzung des Impfstoffs legt die Weltgesundheitsorganisation fest. Ihre Informationen bezieht sie dabei von Referenzlaboratorien in fast allen Ländern der Erde – das für Deutschland befindet sich am Robert-Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover –, die ihre Beobachtungen an die WHO weitermelden. Für den Impfstoff im kommenden Winter wird folgende Zusammensetzung empfohlen:

  • A/Wuhan/359 (H3N2)-like
  • A/Singapore/6/86 (H1N1)-like
  • B/Beijing/184/93-like

Bei der unerwartet heftigen Influenzaepidemie, die im vergangenen Winter in Deutschland ausgebrochen war, kam es rasch zu Versorgungsengpässen mit dem Impfstoff. Ist der Impfstoff einer Saison verbraucht, kann nicht kurzfristig nachproduziert werden, weil die Herstellung aufwendig ist und lange im voraus geplant werden muß: Grippeimpfstoff wird gewonnen, indem befruchtete Hühnereier mit dem Virus beimpft werden. Um 100 Liter Impfstoff herzustellen – das reicht aus, um 200.000 Impfstoffdosen herzustellen –, braucht man mindestens 350.000 befruchtete Hühnereier. Der Versorgungsengpaß im letzten Winter konnte dadurch behoben werden, daß das Paul-Ehrlich-Institut in Zusammenarbeit mit den Bundesländern des Rückimport von Impfstoffen aus anderen europäischen Ländern erleichterte. Glücklicherweise wurde der Impfstoff in den anderen EU-Ländern nicht in vollem Umfang benötigt.

Die epidemiologische Überwachung der Virusgrippe in Deutschland durch das Nationale Referenzzentrum am Robert-Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover sowie durch die Arbeitsgemeinschaft Influenza hat gezeigt, daß wegen akuter Atemwegsinfektionen allein in den ersten Wochen des Jahres 1996 rund 8,5 Millionen Arztkontakte und 28 000 Klinikeinweisungen mehr registriert wurden als in Jahren, in denen die Influenza nicht epidemisch grassiert. Wieviele dieser zusätzlichen Arztkontakte und Klinikaufenthalte tatsächlich auf eine Virusgrippe zurückzuführen sind, ist schwer zu ermitteln. Selbst bei vorsichtiger Schätzung kann man aber davon ausgehen, daß zusätzliche Ausgaben in Höhe von 900 Millionen DM durch die Influenzaepidemie entstanden sind – nicht gerechnet die Kosten, die durch rezeptfrei verkaufte Arzneimittel und Arbeitsausfälle entstanden sind.

Pressekontakt:
Paul-Ehrlich-Institut
Pressestelle
Dr. Susanne Stöcker, Dörte Ruhaltinger
Paul-Ehrlich-Straße 51-59
63225 Langen
GERMANY
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Aktualisiert: 05.09.1996