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Chancen und Risiken durch die Übertragung tierischer Organe auf den Menschen - Xenotransplantation

1 / 1998

Ethische Fragen, Forschungsansätze, mögliche Risiken und erste greifbare Ergebnisse der Forschung standen im Mittelpunkt eines Minisymposiums zum Thema Xenotransplantation am 20. Februar im Paul-Ehrlich-Institut in Langen. Angesichts langer Wartelisten und permanenten Organmangels wird eine Möglichkeit intensiver diskutiert denn je: Organe von Schweinen und Pavianen als dem Menschen besonders verwandten Tieren für Transplantationen zu nutzen.

In seiner Eröffnungsansprache gab Prof. Reinhard Kurth, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts und kommissarischer Leiter des Robert-Koch-Instituts in Berlin einen Überblick über die Problematik, die in den nachfolgenden Referaten dann genauer beleuchtet wurde. So hat es vereinzelte Organübertragungen bereits gegeben, wie beispielsweise die Übertragung von Knochenmark eines Pavians an einen HIV-infizierten. Bei dieser Art der Transplantation besteht jedoch die Gefahr, daß tierische Krankheitserreger mit dem Organ auf den Menschen übertragen werden können. So könnten möglicherweise neue Zoonosen entstehen.

Unter Zoonosen versteht man Krankheiten, die durch Anpassung des tierischen Erregers an den Menschen Krankheiten auslösen. Die bekanntestes Beispiele dafür sind HIV, das sehr wahrscheinlich von Affen auf den Menschen übergegangen ist, oder auch die neue Variante der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung, die mit sehr großer Wahrscheinlichkeit durch den Verzehr BSE-infizierten Rindfleischs entstanden ist. "Wir müssen sehr genau die Risiken für die Allgemeinheit bedenken, die durch die mögliche Entstehung neuer Krankheiten gegeben ist, auch wenn wir einen einzelnen durch ein tierisches Organ retten könnten" betonte Prof. Kurth in seiner Ansprache.

Neben diesen Risiken muß allerdings zunächst das Problem der Abstoßung fremder Organe geklärt werden, das schon bei der Transplantation von Mensch zu Mensch auftritt. Zu diesem Zweck sollen beispielsweise transgene Schweine gezüchtet werden, die das Immunsystem des Empfängers unterdrücken oder die Immunantwort im Empfänger unterlaufen können (Nichterkennung). Aus Zellkulturversuchen ist schon lange bekannt, daß dies grundsätzlich möglich ist. Gerade auch transgene Schweine bergen eine erkennbare Gefahr für die Entstehung von Zoonosen. Sie besitzen sogenannte endogene Retroviren (PERV’s), d.h. solche, die bereits im Erbmaterial vorhanden sind. Diese Viren könnten bei der Xenotransplantation direkt in das Immunsystem eingeschleust werden während gleichzeitig die Abwehr unterdrückt würde.

Forschungen am Paul-Ehrlich-Institut beschäftigen sich daher auch primär mit zwei Fragen:

  1. wie hoch das Infektionsrisiko durch PERV’s ist.
  2. die möglichen Folgen der Immunsuppression bei einer Xenotransplantation.

Ein anderer Aspekt, der auf dem Symposium diskutiert wurde, ist die ethische Frage bei Organtransplantationen vom Tier auf den Menschen. Nicht zuletzt forderte Prof. Eve-Marie Engels aus Tübingen, dabei auch den tierethischen Aspekt zu bedenken und nach alternativen Lösungsstrategien zu suchen. Schließlich wurden erste Erfolge mit transgenen Schweinen berichtet, deren Nieren auf Affen übertragen wurden ohne daß es zu der sogenannten hyperakuten Abstoßungsreaktion kam.

Pressekontakt:
Paul-Ehrlich-Institut
Pressestelle
Dr. Susanne Stöcker, Dörte Ruhaltinger
Paul-Ehrlich-Straße 51-59
63225 Langen
GERMANY
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Aktualisiert: 20.02.1998