Paul-Ehrlich-Institut

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Verhaltene Zuversicht bei der Xenotransplantation

3 / 1999

Der Sprung in die Praxis bei der Übertragung von tierischen Organen auf den Menschen (Xenotransplantation) steht in Deutschland nicht unmittelbar bevor: "Noch können wir nicht sagen, wann in Deutschland erste Xenotransplantationen in der Klinik durchgeführt werden können. Wir haben Verständnis dafür, daß den betroffenen Patienten auf der Warteliste schnell geholfen werden muß. Die bisher vorliegenden Daten reichen für eine klinische Anwendung aber noch nicht aus" sagte Prof. Dr. Reinhard Kurth, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts auf der Pressekonferenz des "2. Minisymposiums Xenotransplantation" am Freitag, 16.4.1999 in Langen. Fragen der mikrobiologischen Sicherheit seien noch nicht gelöst, auch bei der immunologischen Abstoßung gebe es noch Probleme und zudem fehlten rechtliche Grundlagen. "Wir sehen noch erheblichen Forschungsbedarf was die Sicherheit der Xenotransplantation angeht, wollen und werden dem Fortschritt aber nicht im Wege stehen".

Rund 60 Fachleute aus Forschung und Klinik diskutierten auf dem Symposium im Paul-Ehrlich-Institut die Chancen, die Forschungserfolge und die Risiken der Xenotransplantation. Auch Prof. Karin Ullrichs von der Universitätsklinik Würzburg, Lehrstuhl für Experimentelle Transplantationsimmunologie, warnte davor, zu früh ganze Organe vom Tier auf den Menschen zu verpflanzen. Noch seien zu viele Fragen offen, gerade auch im Bereich der Sicherheit. Prof. Ullrichs leitet gemeinsam mit Prof. Claus Hammer die Kommission Xenotransplantation bei der Deutschen Transplantationsgesellschaft. Auf dem Symposium berichtete sie über Fortschritte in der Forschung zur Transplantation von Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins. Mit diesen Zellen könnten zuckerkranke Patienten therapiert werden, denen dann die Langzeitfolgen der bisherigen Therapie mit Insulinspritzen erspart bliebe. Voraussetzung sei jedoch, daß die Zellen nicht abgestoßen würden und der Patient nicht durch endogene Retroviren gefährdet werde.

Die mikrobiologische Sicherheit war einer von zwei zentralen Punkten des Meetings: Mit dem Xenotransplantat können Viren übertragen werden, die für das Schwein ungefährlich sind, aber beim Menschen neue Erkrankungen hervorrufen. Als Beispiele beschrieb Dr. Bernhard Ehlers vom Robert Koch-Institut, Berlin, die Circoviren und die Herpesviren.

Dazu kommen die endogenen Retroviren des Schweins (PERV), die im Erbgut verankert sind und daher vererbt werden. Sie werden mit dem Organ auf den Empfänger übertragen. Am Paul-Ehrlich-Institut (PEI) beschäftigen sich die Arbeitsgruppen der beiden Organisatoren des Meetings, Dr. Joachim Denner und Dr. Ralf Tönjes, mit dieser möglichen Gefährdung. Die Frage muß geklärt werden, ob die Retroviren in den Patienten Immunschwächeerkrankungen oder Krebs auslösen können

Ein zweiter zentraler Punkt des Symposiums war die Notwendigkeit, neue Strategien zu entwickeln, um immunologische Abstoßungsreaktionen überwinden zu können. Dr. Conrad Vial von Immutran/Novartis berichtete über erste Erfolge, gentechnisch veränderte Schweine zu züchten. Deren Organe werden vom Immunsystem des Empfängers nicht mehr als artfremd erkannt, so daß die Chance steigt, daß das Organ im Empfänger überlebt.

Alle Experten waren sich einig, daß die Forschung im Bereich der Xenotransplantation noch intensiver werden muß. Es würde einen großen Fortschritt bedeuten, Organe vom Schwein auf den Menschen übertragen zu können. Damit könnte dem eklatanten und ständig wachsenden Mangel an Spenderorganen abgeholfen werden. Rund 11.000 Patienten stehen in Deutschland auf der Warteliste für eine neue Niere, rund 2.000 sind es für ein neues Herz oder eine neue Leber. Ungefähr 25 Prozent der Patienten auf der Warteliste sterben, bevor sie ein neues Organ erhalten.

Beim diesjährigen Meeting feierte die DAX (Deutsche Arbeits-gemeinschaft Xenotransplantation) ihren ersten Geburtstag. Die DAX plant, in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Transplantationsgesellschaft und mit internationalen Gremien wie OECD und WHO Richtlinien für die präklinische und klinische Prüfung zu erarbeiten. Kontrollierte und international harmonisierte Rahmenbedingungen sollen ermöglichen, daß die Xenotransplantation eines Tages klinische Realität wird, nachdem bisher noch existierende immunologische und virologische ausgeräumt sind.

Pressekontakt:
Paul-Ehrlich-Institut
Pressestelle
Dr. Susanne Stöcker, Dörte Ruhaltinger
Paul-Ehrlich-Straße 51-59
63225 Langen
GERMANY
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Telefax: +49 6103 77 1262
E-Mail: Presse@pei.de

Aktualisiert: 21.04.1999