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Stolpersteine für verfolgte Wissenschaftler: Georg-Speyer-Haus und Paul-Ehrlich-Institut erinnern an jüdische Mitarbeiter

11 / 2014

Am 23. Juni 2014, um 17 Uhr, verlegt der Initiator des Projektes "Stolpersteine", Gunter Demnig, vor dem Georg-Speyer-Haus in Frankfurt Stolpersteine zum Andenken an ehemalige jüdische Mitarbeiter des Georg-Speyer-Hauses und des Paul-Ehrlich-Instituts. Zuvor findet im Hörsaal des Georg-Speyer-Hauses um 16:30 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung statt, an der Enkel und Verwandte von Prof. Caspari aus den USA teilnehmen.

"Jüdische Wissenschaftler haben an unseren Instituten Hervorragendes geleistet – bis sie ab 1936 nicht mehr tätig sein durften, flüchten mussten oder verschleppt wurden", so Prof. Florian Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses. "Die Stolpersteine erinnern dauerhaft an die Namen und Schicksale der jüdischen Kollegen und an das Unrecht, das Ihnen zugefügt worden ist", so Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes. Die Übernahme der Kosten für die Stolpersteine durch die Mitarbeiter beider Institute zeigt die Anteilnahme, die dem Schicksal der jüdischen Kollegen und ihrer Familien entgegengebracht wird.

Die Steine erinnern an fünf jüdische Wissenschaftler:

  • Prof. Dr. med. Wilhelm Caspari war einer der bekanntesten Krebsforscher Deutschlands. Während seine Kinder ins Ausland flüchten konnten, blieb das Ehepaar Caspari in Frankfurt. Sie wurden 1941 in das Getto Lodz deportiert und kamen dort um.
  • Der Arzt Dr. med. Erwin Stilling leitete die gemeinsame Bibliothek der Institute. Auch er wurde nach Lodz verschleppt. Über sein Schicksal ist nichts Genaues bekannt. Er wurde 1945 für tot erklärt.
  • Die beiden Chemiker Dr. Hugo Bauer und Dr. Eduard Strauß flüchteten nach ihrer Entlassung und den nachfolgenden Repressionen mit ihren Familien in die Vereinigten Staaten von Amerika. Beide konnten dort ihre wissenschaftlichen Karrieren erfolgreich fortsetzen.
  • Prof. Dr. med. Ferdinand Blum, Leiter des Biologischen Instituts und berühmter Hormonforscher, floh 1939 in die Schweiz. Nach dem Krieg nahm er seinen Direktorenposten in Frankfurt für kurze Zeit wieder auf, um dann nach Zürich zurückzukehren.

Von links nach rechts: Prof. Wilhelm Caspari, Dr. Erwin Stilling, Dr. Hugo Bauer, Dr. Eduard Strauß, Prof. Ferdinand Blum. Von links nach rechts: Prof. Wilhelm Caspari, Dr. Erwin Stilling, Dr. Hugo Bauer, Dr. Eduard Strauß, Prof. Ferdinand Blum. Quelle: PEI / GSH

Eine gemeinsame Geschichte verbindet das Paul-Ehrlich-Institut und das Georg-Speyer-Haus – bis 1993 war das Gebäude des heutigen Georg-Speyer-Hauses Sitz beider Forschungsinstitute. Mit einer Gedenkveranstaltung und der Verlegung der Stolpersteine würdigen die Institute gemeinsam ihre jüdischen Mitarbeiter. Der Biologischen Vereins als ehemaliger Träger des "Biologischen Instituts", welches 1992 im Georg-Speyer-Haus aufging, unterstützt die Aktion.

Im Oktober werden fünf weitere Steine für die Familie Caspari vor deren ehemaligem Wohnhaus im Westend verlegt.

Was sind Stolpersteine?

Stolpersteine sind 10 x 10 x 10 cm große Betonquader, auf deren Oberseite eine Messingplatte verankert ist. Auf den Messingplatten werden die Namen und Daten von Menschen eingeschlagen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Gunter Demnig, Künstler und Initiator der Aktion, hat bisher in etwa 800 deutschen Städten und Gemeinden sowie in Österreich, den Niederlanden, Ungarn und anderen Ländern rund 40.000 Stolpersteine verlegt. Er wurde für sein Projekt im Oktober 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Pressekontakt:
Paul-Ehrlich-Institut
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Dr. Susanne Stöcker, Dr. Corinna Volz-Zang, Brigitte Morgenroth
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60596 Frankfurt
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Telefon: +49 69 63395 183
Telefax: +49 69 63395 184
E-Mail: kost@gsh.uni-frankfurt.de

Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt am Main ist als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Es erforscht, bewertet und lässt bio­medizinische Human-Arzneimittel und immunologische Tierarzneimittel zu und ist für die Genehmigung klinischer Prüfungen sowie die Pharmakovigilanz – Erfassung und Bewertung möglicher Nebenwirkungen – zuständig. Die staatliche Chargenprüfung, wissenschaftliche Beratung/Scientific Advice und Inspektionen gehören zu den weiteren Aufgaben des Instituts. Unverzichtbare Basis für die vielseitigen Aufgaben ist die eigene experimentelle Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin und der Lebenswissen­schaften. Das Paul-Ehrlich-Institut mit seinen rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt zudem Beratungsfunktionen im nationalen (Bundesregierung, Länder) und internationalen Umfeld (Weltgesundheitsorganisation, Europäische Arzneimittel­behörde, Europäische Kommission, Europarat und andere) wahr.

Das Georg-Speyer-Haus in Frankfurt am Main wurde 1906 von der Frankfurter Bürgerin und Mäzenin Franziska Speyer zum Andenken an ihren verstorbenen Mann als gemeinnützige Stiftung gegründet. Sein erster Direktor, der Nobelpreisträger Paul Ehrlich, erarbeitete hier die Grundlagen der modernen Wirkstoff-Forschung. Das Institut beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeiter, 60 davon sind Wissenschaftler. Am jetzigen Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie werden in derzeit acht Arbeitsgruppen neuartige Ansätze zur Bekämpfung von Krebskrankheiten entwickelt und in prä-klinischen Studien getestet. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Interaktion von Tumorzellen mit den Zellen ihrer unmittelbaren Umgebung, dem so genannten "Tumor Microenvironment", das auch als "Tumor-Mikromilieu" bezeichnet wird. Das Georg-Speyer-Haus ist durch einen Kooperationsvertrag mit der Goethe-Universität Frankfurt verbunden. Die Grundfinanzierung des Instituts wird zu gleichen Teilen durch das Land Hessen (HMWK) und den Bund (BMG) getragen.

Aktualisiert: 18.06.2014