Paul-Ehrlich-Institut

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Zur Bereitstellung und Optimierung unseres Webauftritts möchten wir gerne statistische Informationen vollständig anonymisiert erfassen und analysieren. Dürfen wir hierzu vorübergehend einen Statistik-Cookie setzen?

Sie können Ihre Einwilligung jederzeit in unserer Datenschutzerklärung widerrufen.

OK

Langener Nachwuchswissenschaftspreis 2023 – Forschungsleistungen zur Sicherheit von Impfstoffen, B-Zellen-vermittelter Immunmodulation und CAR-T-Zellen prämiert

02 / 2023

  • Drei Wissenschaftlerinnen werden für herausragende Forschung am Paul-Ehrlich-Institut ausgezeichnet
  • Erster Platz: Gezielte Immunstimulation für die Sicherheit von Impfstoffen – molekulare Mechanismen im Fokus
  • Zweiter Platz: Induktion regulatorischer B-Zellen durch ein Fusionsprotein
  • Dritter Platz: Wirksamer Verstärker für die Erzeugung von CAR-T-Zellen

Pressemitteilung

Zum zwölften Mal haben das Paul-Ehrlich-Institut und der Verein zur Förderung des Langener Wissenschaftspreises den Langener Nachwuchswissenschaftspreis verliehen. Den ersten Preis erhält Dr. Aileen Ebenig (32) für ihre Forschungsarbeiten zur Sicherheit von Impfstoffen. Den zweiten Preis erhält Alexandra Goretzki (27) für ihre Forschungen zur Induktion regulatorischer B-Zellen durch ein Fusionsprotein. Der dritte Preis geht an Angela Braun (27) für ihre Arbeiten zur Steigerung der CAR-T-Zell-Ausbeute. Mit den Nachwuchswissenschaftspreisen werden hochkarätige Forschungsarbeiten gewürdigt, die zu Erstautor(in)-Publikationen in einer anerkannten Fachzeitschrift geführt haben.

V.l.n.r.: Angela Braun, Dr. Aileen Ebenig, Alexandra Goretzki (1. Reihe), Hagen Wenzel, Prof. Johannes Löwer, Prof. Klaus Cichutek, Stefan Löbig (2. Reihe). V.l.n.r.: Angela Braun, Dr. Aileen Ebenig, Alexandra Goretzki (1. Reihe), Hagen Wenzel, Prof. Johannes Löwer, Prof. Klaus Cichutek, Stefan Löbig (2. Reihe). Quelle: Paul-Ehrlich-Institut

Die drei Preisträgerinnen erhielten am 08.03.2023 ihre Urkunden und Glückwünsche vom Vorsitzenden des Vereins zur Förderung des Langener Wissenschaftspreises, Prof. Johannes Löwer, von Hagen Wenzel, Vorstandsmitglied der Sparkasse Langen-Seligenstadt und dem Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts Prof. Klaus Cichutek. Erster Stadtrat Stefan Löbig überbrachte die Glückwünsche der Stadt: "Wir sind stolz darauf, mit dem Nachwuchswissenschaftspreis junge und talentierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fördern zu können. Auch durch diesen Preis präsentiert sich Langen als Standort für Forschung und Lehre und ich bedanke mich bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt, dass sie auch in diesem Jahr diesen wichtigen Preis finanziert hat."

Die hochkarätige Forschung am Paul-Ehrlich-Institut ist fester Bestandteil der Aktivitäten des Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. "Dass wir dieses Jahr drei Frauen als Preisträgerinnen auszeichnen und die Verleihung am Weltfrauentag stattfand, betont die Bedeutung von Frauen in der Forschung und in der Gesellschaft generell, insbesondere aber auch in ihrer Arbeit in Regulation und Forschung hier am Paul-Ehrlich-Institut. Die Vielseitigkeit der Themen, deren erfolgreiche Bearbeitung auch dieses Jahr prämiert wurden, gibt einen kleinen Eindruck davon, wie breit die Forschung im Paul-Ehrlich-Institut aufgestellt ist", erklärte Institutspräsident Cichutek.

Gezielte Immunstimulation für die Sicherheit von Impfstoffen – molekulare Mechanismen im Fokus

Der erste Preis ging an Dr. Aileen Ebenig für ihre Erstautorinnen-Publikation "Vaccine-associated enhanced respiratory pathology in COVID-19 hamsters after TH2-biased immunization". In ihrem Projekt verglich Dr. Ebenig den Einfluss zweier experimenteller COVID-19-Impfstoffe auf das Immunsystem von Hamstern. Sie verwendete einen Masernvektor-basierten Impfstoff sowie einen Proteinimpfstoff mit Wirkverstärker, mit dem ein Worst-Case-Szenario simuliert werden sollte. Der experimentelle Proteinimpfstoff ist darauf ausgerichtet, T-Helferzellen vom Typ 2 (Th2-Zellen) zu induzieren und würde in dieser Form nie zugelassen. Die Arbeiten bestätigten die geforderte Ausrichtung von Impfstoffen in Richtung einer Immunstimulation von T-Helferzellen vom Typ 1 (Th1-Zellen) durch den Masernvirus-basierten Impfstoff. Dieser schützte die Tiere vor schwerem Krankheitsverlauf, wie das auch bei den für die Anwendung am Menschen zugelassenen COVID-Impfstoffen der Fall ist. Dagegen erkrankten die Tiere schwer, die mit dem experimentellen Proteinimpfstoff geimpft worden waren, der eine Th2-vermittelte Immunantwort erzeugte. Die Forschungsarbeit ist bedeutsam für die Gewährleistung der Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen, indem molekulare Mechanismen der Induktion unerwünschter Immunreaktionen ausgeschlossen werden.

Videozusammenfassung

Stimulierung naiver B-Zellen mit einem Fusionsprotein

Alexandra Goretzki erhielt den zweiten Preis für ihre Erstautorinnen-Publikation "Stimulation of naïve B cells with a fusion protein consisting of FlaA and Bet v 1 induces regulatory B cells ex vivo", in der sie sich mit der Reaktion von Immunzellen auf ein gegen Birkenpollenallergien gerichtetes Fusionsprotein (rFlaA:Betv1) befasste. Allergien sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Daher ist das Interesse groß, geeignete Kandidaten für eine allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) zu entwickeln. Im Paul-Ehrlich-Institut war bereits im Vorfeld ein experimentelles Fusionsprotein aus einem Antigen der Birke sowie einem Protein bestimmter Bakterien (Flagellin) entwickelt worden. Alexandra Goretzki hat die Reaktion von Immunzellen auf dieses Fusionsprotein untersucht. Sie fand heraus, dass das Fusionsprotein wichtige Immunzellen (B-Zellen) zur Differenzierung in Richtung regulatorischer Zellen anregt. In der Folge kommt es zur Bildung von Antikörpern und Botenstoffen, die allergischen Reaktionen entgegenwirken könnten. Der aktuelle Befund im Verbund mit vorangegangen Forschungsergebnissen macht Fusionsproteine zu vielversprechenden Kandidaten für die allergenspezifische Immuntherapie.

Videozusammenfassung

Wirksamer Verstärker für die Erzeugung von CAR-T-Zellen

Die dritte Preisträgerin ist Angela Braun. Sie wurde für folgende Erstautorinnen-Publikation ausgezeichnet: "Dasatinib is a potent enhancer for CAR T cell generation by CD3-targeted lentiviral vectors". Bei CAR-T-Zellen handelt es sich um Immunzellen (T-Zellen), die außerhalb des Körpers mittels Gentransfer mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR) versehen werden, um Leukämien und Lymphome zu behandeln. Mit Hilfe dies CAR erkennen die CAR-T-Zellen nun die Krebszellen und töten sie ab.

Angela Braun hat herausgefunden, dass in Gegenwart des als Arzneimittel zugelassenen Proteinkinase-Hemmstoffs Dasatinib, der zur Behandlung von Leukämien eingesetzt wird, T-Zellen deutlich empfänglicher für den spezifisch auf ihr Oberflächenprotein CD3 gerichteten Gentransfer sind. Sie ging weiter der Frage nach, woran das liegt, und stellte fest, dass sich in Gegenwart von Dasatinib mehr CD3-Rezeptoren auf den T-Zellen befinden, die von den Gentransfervektoren angesteuert werden. So können die Vektoren ohne Verlust ihrer Spezifität besser an die Zellen mit der höheren Anzahl von Rezeptoren binden. Dadurch werden die T-Zellen effizienter modifiziert und zu CAR-T-Zellen umgewandelt. Diese neue Erkenntnis könnte für zukünftige Gen-Immuntherapieansätze von Nutzen sein. So ließen sich möglicherweise eine höhere Anzahl funktionaler therapeutischer CAR-T-Zellen generieren und gleichzeitig der Gentransfer in Tumorzellen vermeiden.

Videozusammenfassung

Originalpublikationen

Ebenig A, Muraleedharan S, Kazmierski J, Todt D, Auste A, Anzaghe M, Gömer A, Postmus D, Gogesch P, Niles M, Plesker R, Miskey C, Gellhorn Serra M, Breithaupt A, Hörner C, Kruip C, Ehmann R, Ivics Z, Waibler Z, Pfaender S, Wyler E, Landthaler M, Kupke A, Nouailles G, Goffinet C, Brown RJP, Mühlebach MD (2022): Vaccine-associated enhanced respiratory pathology in COVID-19 hamsters after TH2-biased immunization.
Cell Rep 40: 111214.
Online-Abstract

Goretzki A, Lin Y-L, Meier C, Dorn B, Wolfheimer S, Jamin A, Schott M, Wangorsch A, Vieths S, Jakob Th, Scheurer S, Schülke S (2023): Stimulation of naive B cells with a fusion protein consisting of FlaA and Bet v 1 induces regulatory B cells ex vivo.
Allergy 78: 663-681.
Online-Abstract

Braun AH, Frank AM, Ho N, Buchholz CJ (2023): Dasatinib is a potent enhancer for CAR T cell generation by CD3-targeted lentiviral vectors.
Mol Ther Methods Clin Dev 28: 90-98.
Text

Aktualisiert: 09.03.2023