Paul-Ehrlich-Institut

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Twinrix Erwachsene

In der aktuellen Ausgabe der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW 2002; 30; 1581-1583) wird über einen 55-jährigen Mann berichtet, der trotz regelgerechter Grundimmunisierung mit dem Hepatitis A und B-Kombinationsimpfstoff - Impfstoff "Twinrix Erwachsene" 47 Tage nach der dritten Impfung an Hepatitis A erkrankte. Die Erkrankung heilte folgenlos aus. Die Autoren folgern, dass eine kombinierte Grundimmunisierung gegen Hepatitis A und B älteren Personen keinen sicheren Schutz garantiere.

Der Impfstoff "Twinrix Erwachsene" wurde 1996 nach positiver Bewertung durch den Arzneispezialitätenausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) von der europäischen Kommission zugelassen. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens wurde die Immunantwort von Personen mit einem Lebensalter über 40 Jahre besonders aufmerksam und sorgfältig bewertet, da bekannt ist, dass die Immunantwort älterer Personen vermindert sein kann. In einer prospektiven Zulassungsstudie, in die Impflinge der Altersgruppe von 40 bis 63 Jahren einbezogen wurden, zeigte sich, dass die Antikörpertiter bei den älteren Impflingen im Vergleich zu jüngeren zwar verringert, dass aber alle Impflinge einen Monat nach der dritten Impfung ausreichend gegen eine Hepatitis A Infektion geschützt waren. In dieser Studie entwickelten 94,4% der Impflinge einen Schutztiter hinsichtlich einer Hepatitis B Erkrankung. Die Titer erreichten nach vollständiger Grundimmunisierung hinsichtlich beider Impfantigene eine Höhe, bei der von einem Langzeitschutz auszugehen ist. Das Nutzen/Risiko-Verhältnis der Impfung wurde daher auch für diese Altersgruppe positiv bewertet.

Außerdem wurde eine weitere prospektive Studie durchgeführt, die in der Zeitschrift Vaccine veröffentlicht worden ist (Vaccine, 19, 2001, 4710-4719). Hier wiesen 99.5% der Impflinge, die älter als 40 Jahre alt waren, einen Monat nach der dritten Twinrix-Impfung einen schützenden Hepatitis A- Antikörpertiter auf. 92,9 % entwickelten schützende Hepatitis B- Antikörpertiter.

Dem Paul-Ehrlich-Institut ist aus Deutschland seit 1995 bis heute neben der oben beschriebenen Kasuistik ein weiterer Fall eines Impfdurchbruchs berichtet worden. Der 46 Jahre alte Mann war fünf Jahre vor der Erkrankung dreimal mit einem monovalenten Hepatitis A-Impfstoff geimpft worden. Zusätzlich gibt es in der internationalen Fachliteratur zwei veröffentlichte Hepatitis-A-Impfdurchbrüche nach Gabe eines monovalenten Impfstoffs (The Lancet, 359, 2002, 1948-1949 / Clin Inf Dis, 18, 1999, 1324-1325).

Die in der DMW-Publikation genannten Impfchargen wurden von der zuständigen belgischen Behörde geprüft und zertifiziert. Das Paul-Ehrlich-Institut hat auf dieser Basis, entsprechend den europäischen und deutschen Regelungen, die Chargen für den deutschen Markt freigegeben. Es gibt keine Anhaltspunkte, die auf einen Qualitätsmangel bei diesen Chargen schließen lassen. Ein Bezug zu dem bei dem Hepatitis A-Impfstoff Vaqta aufgetretenen Qualitätsproblem, den die Autoren in der DMW diskutieren, ist auf Grund der hier vorliegenden Ursachenanalyse unwahrscheinlich.

Aus einer Praxis liegen dem PEI aktuell Daten vor, in denen in unterschiedlichen Zeitabständen nach der dritten kombinierten Hepatitis A und B-Impfung bei älteren Impflingen niedrige Antikörpertiter festgestellt wurden. Die Befunde dieser retrospektiven Erhebung scheinen nicht im Einklang mit den Ergebnissen der prospektiven klinischen Studien zu stehen und werden derzeit ebenso wie der in der DMW beschriebene Einzelfallbericht detailliert vom PEI weiter analysiert. Mögliche Gründe für das Impfversagen sind zu identifizieren und zusätzliche Untersuchungen sind dann gegebenenfalls einzuleiten.

Eine Hepatitis A-Erkrankung trotz vollständiger Impfung ist nach den Erkenntnissen des Paul-Ehrlich-Instituts ein sehr seltenes Ereignis. Es ist bekannt, dass die Immunantwort bei älteren Personen sowohl hinsichtlich der Hepatitis A- als auch der Hepatitis B-Komponente erniedrigt ist. Die aktuellen Daten und der momentane Kenntnisstand stellen den Nutzen der Impfung nicht in Frage. Im Zweifelsfall kann bei älteren Impflingen, bei denen ein Expositionsrisiko besteht, die Schutzwirkung der Impfung durch Bestimmung der Antikörper überprüft werden.

Aktualisiert: 26.07.2002