Paul-Ehrlich-Institut

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Informationen zu den Untersuchungsergebnissen der beiden Todesfälle aus Deutschland und Österreich

Dies ist eine Archiv-Information.

Deutschland

Einen Tag nach der zweiten Gardasilimpfung verstarb eine junge Frau aus Deutschland an einem Herz-Kreislauf-Stillstand nach erfolgloser Reanimation. Die Patientin kollabierte offenbar aus völliger Gesundheit. Die erste Impfung war gut vertragen worden.

Auf der Grundlage der makroskopischen Befunde der Autopsie konnte der Tod nicht eindeutig geklärt werden. Wegen des Verdachts einer Herzmuskelentzündung wurden ergänzende histopathologische Untersuchungen durchgeführt. Die histopathologischen Untersuchungen von Herz, Lunge, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Nebenniere, Hirnstamm, Großhirnrinde und Kleinhirnwurm ergaben keine morphologisch fassbaren Organveränderungen, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit dem plötzlichen Todeseintritt stehen könnten. Der Verdacht einer Myokarditis ließ sich nicht bestätigen.

Auch die Ergebnisse spezieller Untersuchungen der Schilddrüse und der Nebenniere ließen keine Aussage zur Todesursache zu.

Mittels chemisch-toxikologischer Analysen konnte ausgeschlossen werden, dass die junge Frau zum Zeitpunkt des Todes unter Alkoholeinfluss stand. Auch die übrigen Untersuchungen waren unauffällig, d.h. ohne Hinweis auf einen Einfluss von relevanten pharmakologischen oder toxikologischen Substanzen.

Österreich

In Österreich verstarb im Oktober 2007 eine 19jährige junge Frau etwa drei Wochen nach Gardasilimpfung. Am Abend vor ihrem Tod war sie mit einer Freundin bis etwa drei Uhr morgens unterwegs.

Der berichtende Arzt schloss einen Drogenmissbrauch aus. Die Einnahme eines Kontrazeptivums wurde drei Monate vor der Impfung beendet. Eine Woche vor dem Tod litt die junge Frau an Durchfall und klagte über Lichtempfindlichkeit.

Nach Kenntnis des Paul-Ehrlich-Insituts ergaben die Autopsie, die histologische Untersuchung an wichtigen Organen sowie die Infektionsserologie und die Mikrobiologie keine Hinweise auf die Todesursache. Eine Intoxikation (Schwermetalle, Arzneimittel, Suchtstoffe etc) konnte weitgehend ausgeschlossen werden. Eine Stellungnahme der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) findet sich auf deren Internetseiten.

Bewertung

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass in beiden Fällen bei den bisherigen Untersuchungen die Ursache(n) des Todes nicht zu klären war. Anhaltspunkte für einen ursächlichen Zusammenhang des Todes mit der vorausgegangenen Impfung fanden sich nicht.

Bei der medizinischen Bewertung von Berichten zu unerwünschten Ereignissen in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen ist die Frage nach einem möglichen Pathomechanismus bedeutsam.

Es ist keine immunologische Impfreaktion bekannt, die ohne typische klinische Symptome bzw. ohne Erkrankung und ohne histopathologisches Korrelat in einem Fall wenige Stunden und im anderen ca. drei Wochen nach der Impfung bei vermeintlich gesunden jungen Frauen zum Tode führen und damit das Fehlen von Befunden in beiden Fällen erklären könnte. Eine anaphylaktische Reaktion ist wegen des Fehlens klinischer Symptome und des zeitlichen Abstands zwischen Impfung und Tod in beiden Fällen unwahrscheinlich. Eine postvakzinale Enzephalopathie würde mit klinischen Symptomen wie Somnolenz, Krämpfen, Kopfschmerzen und Parese einhergehen (1), die in keinem der beiden Fälle beschrieben wurden. Auch die Annahme eines Zytokinschocks lässt sich mit den Befunden und dem klinischen Verlauf nicht in Einklang bringen.

Daher ist bei den beiden tragischen Todesfällen nach derzeitigem Kenntnisstand davon auszugehen, dass es sich um ein zeitlich zufälliges Zusammentreffen, nicht jedoch um einen ursächlichen Zusammenhang mit der Gardasilimpfung handelt. Dass bei der Impfung eines großen Teils der Bevölkerung mit koinzidenten Ereignissen gerechnet werden muss, verdeutlicht die Arbeit von Anne-Claire Siegrist et al (2).

Literatur

(1) Buchwald G zitiert nach Zinka B et al: Unexplained cases of sudden infant death shortly after hexavalent vaccination. Vaccine. 2006 Jul 26;24(31-32):5779-80.

(2) Siegrist CA et al: Human papilloma virus immmunization in adolescents and young adults: a cohort study to illustrate what events might be mistaken for adverse reactions. Pediatr infect Dis J, 2007; 26: 979 ff

Aktualisiert: 19.02.2008